Geliebte Lüge – ich will Dich (nicht)!

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Geliebte Lüge – ich will Dich (nicht)!

„Wir brauchen Dich nicht, Du bist zu viel!“ Der Satz saß. Ausgesprochen wurde er von meiner besten Freundin, als ich ca. 7 Jahre alt war. Wir waren damals eine Clique von 5 Mädchen, aber wie aus dem Nichts hatten sich die anderen vier überlegt, dass es ohne mich wohl besser wäre, da sie dann eine grade Anzahl von Freundinnen seien und dann alles viel leichter ginge.

Auch, wenn scheinbar wesentlich weniger Ernsthaftigkeit in der Aussage lag (wir verbrachten nach dieser Begebenheit schon nach kurzer Zeit wieder unsere Tage und sogar Jahre weiterhin als Clique), so ist sie mir noch heute – über 30 Jahre später – ganz klar in Erinnerung. Mehr als das: dieses Erlebnis von damals beeinflusst noch heute meine Beziehungen, meinen Selbstwert und meinen Mut, mich in Freundschaften zu öffnen und verletzlich zu machen.

„Wir brauchen Dich nicht, Du bist zu viel!“ Dieser Satz war eine der ersten Lügen, an die ich mich erinnern kann, dass sie über mir ausgesprochen wurden. Zu ihr gesellten sich im Laufe meines Lebens noch viele weitere und alle haben mein Leben (mit-)bestimmt.

Ohne Dich zu kennen, bin ich mir sicher, dass es auch in Deinem Leben Lügen gibt, die Dein Denken und  Handeln prägen. Vielleicht wurden sie nicht so klar und deutlich in Worte gefasst, sondern ließen sich eher zwischen den Zeilen finden. Aber auf den Punkt gebracht könnten sie lauten: „Du bist nicht wichtig!“, „Du schaffst das nicht!“ „Du bist es nicht wert!“ oder etwas Vergleichbares. Ich kann mir vorstellen, dass Du vielleicht schon einiges über das Thema Lebenslügen gelesen, gehört oder selber nachgedacht hast und auch in diesem Blog-Artikel nicht viel mehr erwartest als zusprechende Worte à la: „Das stimmt nicht!“, „Du darfst mit diesen Lügen brechen!“ und „Gott hat Dich wunderbar geschaffen!“ Darin steckt viel Wahres – aber ich glaube, dass diese Sätze wenig Kraft entfalten, solange wir unseren Lügen nicht eine wichtige Basis entziehen: unsere Bequemlichkeit!

Unsere Lebenslügen haben neben aller Tragik noch einen anderen, vielleicht nie bewusst bemerkten Aspekt, der uns sehr willkommen ist: sie bieten eine unglaublich einladende Fläche zum Ausruhen.

Wie bitte? Das klingt ja fast so, als sei es schön, unter eine Lüge zu leiden. Aus dieser Perspektive betrachtet, stimmt das natürlich nicht. Wer will schon gerne leiden? Aber lass uns doch mal einen anderen Blickwinkel wagen. Zum Beispiel in Bezug auf den Satz „Du bist nicht wichtig“ (was letztendlich eine tiefere Wahrheit bzw. Lüge war, die ich aus dem Erlebnis mit meinen Freundinnen gezogen habe). Das Gefühl, nicht wertvoll oder von Bedeutung zu sein, tut weh. Aber es ist auch eine grandiose Entschuldigung, sich nicht zu zeigen oder für eine Sache einzustehen. „Wer bin ich schon? Was soll ich denn in dieser Welt verändern? Das überlasse ich mal lieber den anderen, den Großen, den Wichtigen.“ Und schon kann ich es mir guten Gewissens in meinem Lügenkissen bequem machen. Oder die weit verbreitete Lüge „Das kannst Du nicht!“ Gar nicht schön den Eindruck zu haben, unfähig zu sein. Aber wenn dann jemand gesucht wird, der mit anpackt? Der etwas voran bringt? Der prägt, fördert, für etwas kämpft? „Da bin ich der oder die falsche! Ich stelle mich immer so ungeschickt an. Hab da kein Händchen für. Bin auch eher der unsichere Typ. Ich glaube, ihr solltet lieber jemand anderen fragen!“ Herzlich Willkommen in der wohlig-warmen Lügen-Komfortzone! Dieses Leben ist voll von Lügen – aber anstatt die Lügen mit der Wahrheit zu konfrontieren, haben wir sie geschluckt und sind satt und behäbig an ihnen geworden.

Dieser Gedankensammlung reicht nicht aus für eine ausgiebige Betrachtung verschiedenster psychologischer Erkenntnisse über den Umgang mit Lebenslügen. Bestimmt gibt es viele Lebensgeschichten und (Kindheits-)Lügen, deren Aufarbeitung Begleitung und professionelle Hilfe bedarf. Wenn Du von solch tiefgreifenden Verletzungen betroffen bist, mache ich Dir Mut, nicht untätig und resigniert zu bleiben, sondern Dir Rat und Unterstützung zu suchen.

An dieser Stelle möchte ich es aber dennoch wagen, eine Aufforderung an Dich (und an mich!) zu richten: lass es nicht zu, dass Deine Lebenslügen Wegbereiter und Diener Deiner Bequemlichkeit werden!

Ich bin uneingeschränkt von folgenden Wahrheiten überzeugt: wir wurden von einem Gott geschaffen, der uns wunderbar, kunst- und liebevoll erdacht und gemacht hat. Es war seine bewusste Entscheidung, dass es Sie und mich geben soll, weil er die Welt ohne uns nicht wollte. Jeder unserer Tage ist ihm bekannt und schon vorab von ihm gesegnet. Wir sind von ihm begabt und beschenkt worden – ganz unabhängig davon, wie wir selbst oder diese Welt diese Begabung beurteilen. Gott schreibt mit dieser Welt Geschichte und Sie und ich sind ein wichtiger, richtiger und entscheidender Teil dieser Geschichte. Er bietet uns an, sein Kind zu sein und seine Vergebung anzunehmen und damit das möglich wird, hat er seinen eigenen Sohn nicht verschont, um für jeden einzelnen zu sterben!

Angesichts all dieser Wahrheiten, die in der gesamten Bibel nachzulesen sind, kann es da sein, dass zufällig DU doch tatsächlich unwichtig, nicht liebenswert, untalentiert oder überflüssig bist? Und noch viel mehr: sollten diese Lügen, die andere oder Du selbst über Dir ausgesprochen haben, ein solch starkes Gewicht haben, dass Du Dich zurückziehst, versteckst, Dich entschuldigst, nicht antrittst, Menschen meidest, Aufgaben versäumst, Kraft verleugnest, Schönheit verbirgst? Dass Du so gering von Dir denkst, dass der Platz, den Gott eigens für Dich in seiner gewaltigen Geschichte vorgesehen hat, leer bleibt? Dass eines seiner geliebten Menschenkinder lieber mit Entschuldigungen und Ausreden jongliert, als der Welt zu zeigen, wie unfassbar würdevoll und von allerhöchster Stelle geachtet es ist?

„Wir brauchen Dich nicht, Du bist zu viel!“ Es geschieht fast täglich, dass diese Lüge mich (unbewusst) einholen und mein Denken und Handeln bestimmen will. Immer wieder versucht sie, mich klein zu machen. Immer wieder schiebe ich sie vor, um mich nicht in die Wildnis, sein Abenteuer mit mir wagen zu müssen. Aber ich bin fest entschlossen, dass sie niemals – NIEMALS – das letzte Wort sprechen darf. Dass sie mich nicht in falscher Bequemlichkeit verharren lassen darf. Dass sie nicht mehr Gewicht haben darf, als die Worte, die mein Schöpfer über mir ausspricht. Dass sie mich nicht lähmen und ungefährlich machen darf. Denn das möchte ich sein: gefährlich wagemutig auf der Suche nach der Wahrheit über mich und mein Leben.

Jesus selbst fasst die Wahrheit in eindrückliche Worte: »Wenn ihr bei dem bleibt, was ich euch gesagt habe, und euer Leben darauf gründet, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen.« (Johannes 8:31-32, GNB)

Ich lade Dich ein, Dich Deiner Lügen zu stellen. Schau doch gerade in Situationen, in denen Du Dich zurückziehen und verstecken willst, einmal genau hin. Frag Dich ehrlich, ob sich gerade eine traurige aber gleichzeitig auch bequeme Lebenslüge wohlig unter Dir breit machen will und Dir zuflüstert, dass die Welt wesentlich besser ohne Dich auskommt. Kann das wahr sein? Nein! Wechsel den Untergrund, das Fundament. Stell Dich mutig auf die Wahrheit, die Dein Schöpfer und Dich liebender Gott über Dir ausspricht und erlebe, wie die Freiheit und Kraft dieser Worte Dich Stück für Stück in die Weite führt.

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Elena Schulte

Elena Schulte

lebt mit ihrer Familie im südlichen Rheinland. Sie ist beim Missions- und Bildungswerk "Neues Leben e.V." angestellt und arbeitet als Speakerin und freie Autorin. Ihr Herz brennt dafür, Frauen herauszufordern, mitten in ihrem Leben Jesus zu begegnen und mutig ihren Platz in seiner Geschichte mit dieser Welt einzunehmen. Dafür nutzt sie ihre Liebe zur Kreativität, zur Schönheit und zum Umgang mit Worten.

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