Mitten in der Routine des Alltags lässt sich Gottes Gegenwart entdecken und erfahren. Tish Harrison Warren zeigt, von welchen geistlichen Übungen und Gewohnheiten wir uns prägen lassen können. Jedes Kapitel beleuchtet eine kleine, scheinbar bedeutungslose Routine. Ob es darum geht, dass Bett zu machen, die Zähne zu putzen oder verlegte Schlüssel zu suchen – jede dieser Situationen kann ein wunderbares Sinnbild für eine geistliche Übung sein, die den Glauben stärkt. Dieses wertvolle Buch eröffnet einen praktischen Weg, Kraft aus dem Glauben zu schöpfen und im Alltag zu leben.
Ich bin auf dieses Buch gestoßen, weil es mir von einer Freundin geschenkt wurde (damals noch auf Englisch unter dem Titel „Liturgy of the Ordinary“) und sie davon schwärmte, was für einen großen Einfluss es auf sie gehabt hat. Das machte mich neugierig und so begann ich zu lesen. Und wirklich: die Gedanken, die Tish in diesem Buch entfaltet, sind lebensnah, überraschend, herausfordernd und mehr als praktisch. Vom Prinzip her „durchlebt“ sie einen normalen Tag: aufstehen, Zähne putzen, Emails checken, essen, telefonieren, im Stau stehen, … und all diese banalen Stationen verbindet sie mit geistlichen Wahrheiten. Eine geniale Idee, denn so wird der Glaube nichts, was ich „auch noch schaffen muss“, sondern was einen Platz mitten in dem findet, was mir sowieso tagtäglich begegnet.
Noch ein Wort zum deutschen Cover (das englische ist knallgrün und hat ein Erdbeer-Erdnuss-Sandwich vorne drauf): das seichte Bild mit Hortensien, Sofa und Kaffeetasse wirkt (vielleicht) erst mal abschrecken. Zumindest vermittelt es, dass es sich um ein seichtes Frauenbuch handelt, mit dem man sich schöne Stunden beim Kaffeetrinken bescheren kann. Aber der Schein trügt. Es ist ein Buch, dass für Männer und Frauen ist, für mitten im Alltag, für alle Hochs und Tiefs und dass den Anspruch erhebt, das Denken und Handeln wirklich zu verändern.
Ich wünsche mir einen Glauben, der meinen Alltag durchdringt und nicht nur als Anhängsel funktioniert und „abgearbeitet“ werden muss. Allerdings finde ich die Umsetzung dieses Lebensstils oft herausfordernd, weil ich es schlichtweg vergesse. Ich arbeite meine ToDos ab und denke hinterher „Du hast Gott gar nicht mit in all das hinein genommen!“. Ich hänge meinen Gedanken nach und denke hinterher: „Warum hast Du die Zeit nicht genutzt, um zu beten?“ Ich falle abends ins Bett und denke: „Schade, dass Gott so wenig vorkam in diesem Tag!“ Da heißt natürlich nicht, dass Gott nicht dennoch in jedem Moment präsent war. Aber mir ist das oft nicht bewusst. Die Gedanken von Tish Harrison Warren sind hier tolle Helfer, um in ganz alltäglichen Situationen daran erinnert zu werden, dass Gott gerade jetzt da ist, gute Gedanken über mich denkt und mir vielleicht sogar etwas sagen will. Mit den Impulsen dies Buches kann ich gute Rituale entwickeln, um Gott und mein Leben zu einer viel stimmigeren Einheit werden zu lassen!
Das Cover zum deutschen Titel 😊.
„Was, wenn Tage, die in unseren Augen nur mit Kleinigkeiten und Unwichtigem vergehen, in Wirklichkeit voller Sinn sind und zu dem Leben in Fülle gehören das Gott uns schenken will?“ (S. 23)
„Wir sind als körperliche Wesen geschaffen und sollen deswegen Leben, Genuss und Begrenzung am eigenen Leib erfahren.“ (S. 43)
„Im heiligen Rhythmus unserer Zeit bejahen wir die Spannung unserer Wirklichkeit.“ (S. 120)
Oh, das ist so viel, dass ich es gar nicht kurz in Worte oder in einen Satz fassen kann. Vielleicht ein paar unsortierte Gedanken aus verschiedenen Kapiteln:
Alle! Alle, die sich danach sehnen, dass ihr Glaube eine gesunde Einheit mit ihrem Alltag bildet und die bereit sind, sich mit überraschenden Gedanken zum Umdenken und zum Überdenken herausfordern zu lassen.